Geboren wird nicht nur das Kind, sondern auch die Frau als Mutter
Seit der Geburt stellst du dir dir ganz schön viele Fragen. Nichts ist mehr so, wie es vorher war und die Frau, die du einst im Spiegel gesehen hast, ist irgendwo verschwunden. Dabei solltest du doch eigentlich glücklich sein, oder?
In Wahrheit musst du so oft weinen oder hängst in Gedanken fest, wenn du an den Tag zurück denkst, von dem du dir eigentlich erhofft hast, dass es doch einer der schönsten Tage des Lebens sein muss, wenn man das eigene Kind zur Welt bringt. Klar würde es anstrengend werden, aber so? So hattest du dir das alles nicht vorgestellt.
Wenn du mit jemandem darüber sprichst, hörst du immer wieder: "Hauptsache gesund!" oder „Früher sind die Mütter verstorben, sei froh, dass es den Kaiserschnitt gibt.“ Du verdrängst deine Gedanken und Gefühle und fragst dich, ob mit dir irgendwas nicht stimmt. Bist du zu sensibel?
Natürlich ist es schön, wenn Mutter und Kind nach einer Geburt körperlich gesund sind Aber was ist mit der Seele? Mit den Gefühlen? Was ist mit dir passiert? Geht es dir allumfassend gut?
Oft, wenn Frauen mit mir über ihr Geburtserlebnis sprechen, ist eine Sache sehr herausragend. Meist ist es nicht der Kaiserschnitt, die Saugglocke oder der Dammschnitt, der sich auch nach Jahren noch in Wut, Trauer, Verletzung oder Selbstzweifeln ausdrückt. Es ist meistens das Gefühl, versagt zu haben, weil man nicht für sich einstehen und seine Wünsche äußern konnte. Entweder weil man eine sehr herrische Hebamme oder ärztliches Personal hatte oder manchmal, weil man sich vorher gar nicht wirklich mit sich und seinem Körper auseinander gesetzt hat und in dem Moment der Geburt gar nicht sagen konnte, was eigentlich los ist und was man gerade braucht. Und wenn dann in dem Moment jemand an deiner Seite ist, der oder die dich nicht „sehen“ kann, über dich hinweg geht und sehr viel mehr über dich als mit dir spricht, dann ist es überhaupt kein Wunder, dass du dich verletzt, beraubt, betrogen und übergangen fühlst.
Geburt ist Vertrauen und Hingabe. Vertrauen in sich selbst aber auch an die Personen, die einen während der Geburt begleiten.⠀
⠀
Du hast dir nichts vorzuwerfen. Du bist nicht zu sensibel oder weich gestrickt. Es gibt unsensibles Personal und während einer Geburt sollte es höchste Priorität haben, dich, die Gebärende, sensibel und mit Würde und Hochachtung dir und deiner Geburt gegenüber zu begleiten.
Nicht nur dein Kind wurde geboren. Auch DU als Frau. Als Mutter. Geburt hat so ein gewaltiges Potenzial, Veränderung und Transformation deiner Persönlichkeit zu bewirken, indem du nicht mehr weg siehst, sondern dich deinen Gefühlen, Schmerzen und Ängsten, vielleicht sogar deinen ungeheilten inneren eigenen kindlichen Anteilen in dir stellst, auch wenn es zum aktuellen Zeitpunkt bei dir vielleicht gar nicht nach Kraft und Stärke sondern eher nach Hilflosigkeit und Ohnmacht aussieht. Der Weg in die Weite führt durch die Enge. Der Weg raus aus der Angst führt durch die Angst hindurch.
Ich bin da für dich. Ich gebe dir Raum. Ohne Anklage, ohne Berichtigung, ohne Verurteilung. Dafür aber mit ganz viel Aufmerksamkeit, Geduld, Gefühl und fachlicher Kompetenz und Körperübungen, um mit dir zusammen deine Geburt zu lösen.
In Liebe
Deine Susann